Stern 32_2018.pdf

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Wie sich die EU in Afrika gegen
Flüchtlinge abschotten will
Endstation Niger
Wenn Nachbarn
miteinander streiten
NR. 32
2. 8. 2018
€ 4,70
Der Feind
hinterm Zaun
Die CSU gerät in
Bayern unter Druck
Aufstand in
Lederhosen
BERLIN
Feiern ohne Ende – wie die deutsche Metropole
Millionen Touristen aus der ganzen Welt anlockt
Party-Hauptstadt
EDITORIAL
LIEBE LESERINNEN UND LESER
„Berlin, wie steht es um dich? Wie kaputtgefeiert bist du?
Und bist du noch zu retten?“
Fragen sich unsere Titelautoren ab Seite 74
B
Christian Krug,
Chefredakteur
erlin, du Boom-Stadt, du Magnet
der Provinz, wir machen uns Sor-
gen um dich. 13 Millionen Touris-
ten rennen dir im Jahr die Bude
ein. Das kannst du ab, bist ja groß
genug, um diese Menge wegzu-
stecken. London und Paris schaffen es ja
auch. Aber es ist eben nicht so, dass deine
Besucher alle schön gesittet die Straße
Unter den Linden entlangschlendern, ein
Eis essen, ins Pergamonmuseum gehen
und danach ins Theater. Schon klar, die gibt
es auch. Man nennt diese Besucher „Qua-
litätstouristen“. Aber seien wir ehrlich: Im-
mer mehr Besucher besuchen dich nicht,
sie wollen dich auseinandernehmen.
Flix-
bus und Easyjet laden für kleines Geld
immer mehr Menschen aus ganz Europa
in dir ab. Danach erobern sie dich auf dem
Bier-Bike.
Da können die Marketing-
beauftragten noch so sehr deine einzig-
artige Kultur und Clubszene beschwören.
Der Ballermann liegt jetzt an der Spree.
Ein Team von
stern-Reportern
hat sich in
diesem heißen Sommer in dir umgesehen.
Die Frage meiner Kollegen war: „Wie ka-
puttgefeiert bist du schon? Und bist du
noch zu retten?“ Ihr Besuchsprotokoll
steht auf Seite 74.
Ich möchte Ihnen, liebe Leserinnen und
Leser, noch einen weiteren Artikel sehr ans
Herz legen.
stern-Reporter
Uli Rauss hat
sich angesehen, wie die EU die Migration
aus Afrika nach Europa stoppen will (Sei-
te 42). Die Regierungen in Paris, Berlin,
Rom und Brüssel haben dafür Niger ins
Visier genommen. Ihr Ziel, die EU ab-
zuschotten vor den Menschenströmen,
wandelt das Land in ein Labor für Europas
Flüchtlingspolitik. „Migrationspartner-
schaft“ nennen das Diplomaten, „Flucht-
ursachenbekämpfung“ ist das dazuge-
hörende geflügelte Wort. Eine Milliarde
Euro fließen dafür nach Niger. Agadez, das
Tor zur Sahara, soll Europas neue Südgren-
ze werden. Um das zu erreichen, sind neue
Gesetze in dem Land erlassen worden. Auf
Menschenschmuggel steht nun bis zu
30 Jahre Haft. Die drakonischen Strafen
führen allerdings nicht dazu, dass die
Schleuser ihr Geschäft gänzlich aufgeben,
hat Rauss erfahren. Er traf einen Mann, der
in der Sahara einfach ausgesetzt wurde.
Der Fahrer des Trucks glaubte, Militärfahr-
zeuge gesehen zu haben. Viele der Mitrei-
senden seien in der Wüste verdurstet, sagt
der Mann. Die Reportage zeigt, dass jede
noch so gut gemeinte Lösung, die sich
europäische Politiker ausdenken, Opfer
fordert. Rauss hat in einer Flüchtlings-
unterkunft ein Grafitti entdeckt. „Europe
ou rien“, steht dort in großen schwarzen
Lettern. Europa oder nichts. Man ahnt,
dass durch neue Gesetze die Flüchtlinge
in Agadez ihren Weg nach Europa nicht
abbrechen werden. Nur unterbrechen.
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