Zeit Geschichte 2016 01.pdf

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ZEIT Geschichte . Die Entdeckung der Natur
1
Grüner leben
Umweltschutz
im Kaiserreich
Mythos Wald
Sehnsuchtsort,
Kampfplatz, Biotop
Gartenkunst
Das Paradies
vor der Haustür
DIE ENTDECKUNG
DER NATUR
Grüne Ideen – von Humboldt bis heute
Nr. 1/2016 Deutschland 5,90 € Schweiz 10.90 CHF A/L/B/NL/I/F/PT 6,40 €
Geschichte
Epochen. Menschen. Ideen
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01
www.zeitreisen.zeit.de
© f11photo/Shutterstock; Anbieter: Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG, Buceriusstraße, Hamburg
China
Zwischen Tradition und Moderne
Peking, Yunnan, Südchina und Shanghai – kommen
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lung der neuen Weltmacht China. Sie besuchen
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FUNDSTÜCK
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P OT T-WA L
Eine ungewöhnliche Meldung reißt die Was­
serschutzpolizei am 18. Mai 1966 aus der
Routine: ein Wal im Rhein! Ein Belugawal,
wie sich herausstellt. Entwischt vor England
aus einem gekenterten Transportschiff, das ihn
in einen Zoo bringen sollte. Falsch abgebogen
bei Rotterdam in ein süßes Gewässer, das
damals stark verschmutzt ist. Und nun: auf­
getaucht bei Duisburg, mitten im Ruhrpott.
Sogleich macht sich ein Mann daran, das Tier
mit Schusswaffen und Tennisnetzen zu jagen:
der Direktor des Duisburger Zoos, Wolfgang
Gewalt. Allein, der Wal ist schlauer. »Moby
Dick«, längst Liebling der Presse und der Be­
völkerung, schwimmt rheinauf, rheinab – bis
Bonn, wo sein Auftauchen eine Bundespresse­
konferenz unterbricht. Erst Mitte Juni findet
er zurück ins Meer. Zwar löst der Rheinwal,
anders als oft behauptet, nicht die Umwelt­
bewegung in Nordrhein­Westfalen aus. Aber
er erinnert die Menschen daran, wie mächtig
und zugleich verletzlich die Natur ist. Zum
50. Jahrestag der Sichtung will der Bildhauer
Jörg Mazur ihm nun ein Denkmal setzen: aus
Bronze, lebensgroß, direkt am Duisburger
Hafen – vor der Kulisse der letzten rauchen­
den Ruhrgebietsschlote.
LR
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EDITORIAL
Zu diesem Heft
»Herrlich« leuchtete Goethe die Natur. Forschend zogen, so
zeigt es unser Titel, Wissenschaftler wie Alexander von
Humboldt in die Wildnis. Philosophen von Platon bis Rous-
seau verklärten die natürliche Ordnung der Dinge. Che-
miker analysierten den Boden, auf dass die Bauern reichlich
ernteten. Und bereits um 1900 regte sich erster Protest gegen
Luftverschmutzung und Landschaftszerstörung. So wurde
die Natur im Lauf der Jahrhunderte immer wieder neu ent-
deckt: als Zuflucht, als göttliches Wunderwerk, als Vorbild,
als Ressource und als bedrohter Lebensraum.
Auch die Historiker mussten erst entdecken, dass nicht
nur Staaten und Gesellschaften, Städte und Volkswirtschaf-
ten, Ideen und Mentalitäten eine Geschichte haben, sondern
auch das Klima, Flüsse, Seen und Wälder – und dass das eine
mit dem anderen unlösbar zusammenhängt. Die Umwelt-
geschichte, entstanden in den siebziger Jahren, ist eine ver-
gleichsweise junge Disziplin. Dabei berührt sie die ältesten
Fragen der Menschheit.
Alle Zivilisation ist der Natur abgerungen. Besonders aber
seit Beginn der industriellen Revolution im späten 18. Jahr-
hundert feiert der Mensch regelrechte Triumphe über die
»Schranken der Natur« – sei es durch die Dampfmaschine,
die intensive Landwirtschaft oder die Verbreitung der Elek-
trizität. Zugleich wuchs langsam, allzu langsam das Bewusst-
sein, dass man sich die Erde nicht nur »untertan machen«
dürfe, wie Gott geheißen, sondern für diesen »Untertan«
auch gut zu sorgen habe, ja dass dieser womöglich gewaltsam
revoltieren würde, knechtete man ihn allzu sehr.
Inzwischen hat sogar die Kirche die grüne Bewegung für
sich entdeckt, die in den siebziger Jahren die Politik um-
wälzte. Allen voran der Papst ist heute ein Grüner: »Macht
euch der Erde untertan«, forderte Franziskus jüngst in seiner
Umwelt-Enzyklika.
Ob es die Menschheit tatsächlich schaffen wird, ein gänz-
lich anderes Verhältnis zur Natur zu finden? Eines, das auf
»Nachhaltigkeit« gründet, um es mit einem berühmten Wort
aus dem frühen 18. Jahrhundert zu sagen? Diese Frage muss
offenbleiben. Gewiss ist: Wir können bei der Suche nach
Antworten nicht nur von den Naturwissenschaften lernen,
von ihren Erkenntnissen über Erderwärmung und Schad-
stoffreduktion, sondern auch – wie bei so vielen großen
Zukunftsfragen – aus der Geschichte.
C H R I S T I A N S TA A S
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Chefredakteur
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I N H A LT
3 Fundstück
6 Ein Platz für Tiere
Geliebte Kreatur, geplagtes Vieh:
Eine Geschichte in Bildern über Mensch und Tier
66 Bäume für Auschwitz
Von Nils Franke
Die unheilvolle Allianz zwischen
Naturschützern und Nationalsozialisten
14 Das Zeitalter der Ökologie
Von Frank Uekötter
Die Erde retten, aber wie? Seit 100 Jahren wächst
die Umweltbewegung an ihren Widersprüchen
72 »Auch die Dürre werden wir besiegen«
Von Dietmar Neutatz
Bäume pflanzen, Kanäle bauen:
Der »Große Stalin-Plan zur Umwandlung der Natur«
22 Ein ewiges Werden und Bewegen
Von Ulrich Grober
1866 prägte der Zoologe Ernst Haeckel
einen epochalen Begriff: »Ökologie«
74 Unter Hochdruck
Von Karen Grass
Weltweit zeugen gigantische Staudämme
vom Energiehunger und von der Hybris des Menschen
24 Oh holder Tann!
Von Manfred Kriener
Verklärt und umkämpft: Der Wald als
Ursprungsort allen Umweltbewusstseins
80 Was ist nur aus uns geworden?
Von Harald Welzer
Einst gingen wir auf die Barrikaden. Heute wollen wir
die Umwelt mit den Mitteln des Kapitalismus retten
32 Auf die Natur ist kein Verlass
Von Michael Hampe
Dennoch haben Philosophen sie
seit der Antike immer wieder idealisiert
86 Vergiftete Gesellschaft
Von Stefan Wolle
Der Widerstand gegen die Umweltverschmutzung
entfesselte in der DDR revolutionäre Kräfte
38 Vor der Tür das Paradies
Von Anna von Münchhausen
Eine kleine Geschichte der Gartenarchitektur
von der Renaissance bis zur Gegenwart
88 In der Todeszone
Von Tobias Münchmeyer und Katja Petrowskaja
Die Atomkatastrophe von Tschernobyl vor 30 Jahren
hat die Ukraine tief gezeichnet. Eine Spurensuche
46 Weite für alle
Von Mirjam Zimmer
Die Nationalpark-Bewegung in den USA
96 Alle redeten vom Wetter
Von Ronald D. Gerste
Warum vor 200 Jahren der Sommer ausfiel
48 Der Bauer als Ingenieur
Von Wolfram Siemann
Mit Chemie, Kapital und Dampfkraft:
So kam die Industrialisierung aufs Land
98 »Barbaren haben schlechtes Klima«
Der Umwelthistoriker Franz-Josef Brüggemeier
und der Klimaforscher Hans von Storch
im Gespräch über die Geschichte der Erderwärmung
54 Das weiße Gold
Von Kathrin Halfwassen
Guano aus Peru düngte
im 19. Jahrhundert Europas Felder
104 Gesetz des Dschungels
Von Thomas Fischermann
Wie die Tenharim-Indianer in Brasilien den Regenwald
gegen Holzfäller und Bodenspekulanten verteidigen
56 Von Schweinen und Menschen
Von Anne Kunze
Die Anfänge der modernen Fleischindustrie
58 Krieg dem Hüttenrauch
Von Andreas Molitor
Als im Kaiserreich die Schlote qualmten,
formierte sich der erste grüne Protest
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Bücher
Impressum / Bildnachweise
Zugabe
Vorschau
Weitere Texte im Internet:
www.zeit.de/zeit-geschichte
TITEL:
Alexander von Humboldt (li.) und sein Assistent,
der französische Naturforscher Aimé Bonpland (re.),
am Orinoco. Gemälde von Eduard Ender, um 1850
64 Wachet auf und stoppt die Gier
Von Anna-Katharina Wöbse
Wie ein Schweizer den »Weltnaturschutz« erfand
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